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Die Waffen der Frauen


9mm

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Immer mehr Frauen bewaffnen sich. Die Waffenindustrie hat das erkannt und produziert Pfeffersprays in Lippenstiftform oder Elektroschocker im Leopardenlook. Expertinnen raten zum Selbstverteidigungskurs. Eine Recherche zum Internationalen Frauentag.

Es riecht nach Schweiß. Zehn Männer unterschiedlichen Alters warten im Waffengeschäft Seidler in der Heiligenstädter Straße darauf, bedient zu werden. Das Geschäft ist düster, die Verkaufstheke abgenutzt. In den Glasvitrinen findet sich alles, was das Waffenherz begehrt: Gewehre, Messer in allen Formen und Größen, Pistolen, Schlagstöcke und Fachzeitschriften mit Titeln wie Visier oder Caliber. Ein junger Mann mit zurückgegelten Haaren und Tätowierungen am Hals will einen Schlagstock kaufen. Einer mit Dreadlocks erkundigt sich nach Pfeilen und dazugehörigen Pfeilspitzen. Weit und breit ist keine Kundin in Sicht. Dabei interessieren sich zunehmend Frauen für Waffen ? vor allem zur Selbstverteidigung. Unsichere Zeiten? ?Es ist in Wien nicht mehr so ruhig wie früher?, sagt Heribert Seidler, Besitzer des Ladens. ?Wie man in den Medien hört, steigt die Rate von Verbrechen.?

Barbara Michalek, Leiterin des Wiener Frauennotrufs, kann zu der Mutmaßung des Waffenhändlers konkrete Zahlen nennen: ?Laut einer europaweit durchgeführten Studie ist jede vierte Frau von Gewalt betroffen, die von dem Partner oder einem ehemaligen Partner ausgeht.? Dass immer mehr Frauen Waffen mit sich tragen, hat sie bisher noch nicht feststellen können. Die Waffenindustrie hat sich trotzdem schon auf die Frauen als neue Klientel eingestellt. In den USA gibt es seit längerem Pfeffersprays in Lippenstiftform, als Kugelschreiber getarnte Taschenmesser oder scharfe Waffen mit rosarot verspielter Hello-Kitty-Verzierung.

?Der Lippenstift-Pfefferspray ist in Österreich nicht legal erhältlich?, erklärt Waffenhändler Seidler. Hier seien nämlich versteckte Waffen, also Waffen die vortäuschen, etwas anderes zu sein, verboten. Er bestätigt jedoch, dass auch hierzulande bei Frauen vor allem die Nachfrage nach Pfefferspray groß ist ? und seit einiger Zeit ansteigt. Mit Pfefferspray kann man sein Gegenüber für einige Minuten außer Gefecht setzen oder oft gleich in die Flucht schlagen. Durch das freigesetzte Gas schwellen die Schleimhäute an, das bewirkt das sofortige Schließen der Augenlider für fünf bis zehn Minuten. Hinzu kommt Atemnot, besprühte Hautstellen jucken bis zu einer halben Stunde lang. Pfefferspray darf man ab dem 18. Lebensjahr legal kaufen, im Döblinger Waffenladen gibt es verschiedene Größen und Füllmengen. Unterschieden wird zwischen Flüssig- und Nebelspray. ?Nebelspray ist besser?, sagt Seidler, ?weil der Strahl den Angreifer direkter trifft und weniger von Wind oder Luftstoß beeinflusst wird.? Die ?guten? Sprays kosten zwischen 18 und 30 Euro.

Neu im Sortiment ist der ?Guardian Angel?, das Pfefferspray 2.0 sozusagen. Es stoppt die mögliche Gefahr auf sichere Distanz. Die flache Sprühwaffe hat zwei Kartuschen mit hochkonzentriertem Reizstoff. Das Antriebssystem beschleunigt den flüssigen Pfefferstrahl auf eine Geschwindigkeit von 145 Stundenkilometern und verhindert, dass dieser durch Wind abgelenkt wird. Die Wirkung tritt unmittelbar ein und hält für ungefähr 45 Minuten an.

Ein weiteres Frauenverteidigungsgerät im Angebot ist ein Alarmpiepser. Die Besitzerin bewahrt das Gerät in der Handtasche auf. Zieht sie in Gefahrensituationen einen Stift heraus, gibt es einen schrillen Ton von bis zu 130 Dezibel von sich und blitzt Lichtsignale, was die Aufmerksamkeit von Passanten erregen soll. ?Scorpion Personal Alarm? nennt sich die Minialarmanlage für unterwegs und kostet 21,60 Euro.

Nicht unumstritten sind Elektroschockwaffen, die auch zur Selbstverteidigung eingesetzt werden können. Sie heißen nach dem marktführenden Hersteller aus den USA auch Taser. Die ?harmloseren? Schocker sind ab 18 Jahren erhältlich. Zwei Kontakte erzeugen Stromschläge, die dem Angreifer Schmerzen zufügen. Das Prinzip ist dasselbe wie bei den elektrischen Zäunen auf Almweiden, die die Kühe vom Ausbrechen abhalten sollen.

Verschärfte Elektroschockvarianten kann man zwar auch legal erwerben, benützen darf sie allerdings nur, wer einen Waffenpass besitzt. Jene Taser, mit denen bis vor kurzem in Österreich Justizbeamte ausgestattet waren (die wegen Protesten von amnesty international jedoch abgeschafft wurden), funktionieren folgendermaßen: Bei Betätigung werden aus einer Kartusche zwei Projektile abgefeuert, an denen isolierte Drähte angebracht sind. Die Drähte übertragen elektrische Impulse von bis zu 50.000 Volt auf den Körper. ?Der entstehende Elektroschock lähmt das Nervensystem und macht bewegungsunfähig?, beschreibt Waffenexperte Seidler die Funktionsweise. ?Das sieht man dann daran, dass die Zielperson zusammenzuckt.?

Nach demselben Prinzip funktionieren auch die kleinen, handlicheren Taser C2 um 498 Euro, die kürzlich bei der Technologiemesse CES im US-amerikanischen Las Vegas vorgestellt wurden. Ganz aufs neuentdeckte weibliche Zielpublikum abgestimmt, gibt es sie in verschiedenen Farben und Mustern, in Pink, Silber und Babyblau. ?Fashion mit Biss? oder ?Liebst du sie? Schütze sie!? lauten die Werbeslogans für die femininen Selbstverteidigungswaffen. Der Fachkatalog soll auch besorgte Freunde und Ehegatten ansprechen. Elektroschocker als trendiges Lifestyleaccessoire? Eine Variante gibt?s sogar im klassischen Leopardenlook. Verstaut wird das kostbare Gerät in einer Lederhülle mit integriertem MP3-Player.

Auf die Frage, was er von der Glamourisierung der Waffen hält, reagiert Seidler zunächst mit einem Achselzucken. Später hat er dann doch eine Erklärung parat: ?Die Amerikaner wollen wegkommen vom negativen Waffenimage.? Waffenglamour scheint zumindest bei Hollywoodstars zu funktionieren. So besitzt die US-Popsängerin Paula Abdul etwa einen goldenen 18-Karat-Pfefferspray mit Swarovski-Steinen. Und Schauspielerin Lindsay Lohan ließ sich ihr Tränengasdöschen mit Totenköpfen verzieren.

Dass bei den Waffen der Frauen der Trend immer mehr in Richtung Glamour geht, bemerkt auch Daniela Lazarevic, Verkäuferin im Waffengeschäft Springer am Graben. Im traditionsreichen Familienunternehmen in der Innenstadt hätten sich Frauen schon mehrmals nach Pfefferspray in hübscheren Spraydosen als den marktüblichen erkundigt. Lazarevic ist überzeugt, dass Angebot und Nachfrage nach speziell fürs weibliche Publikum gestylten Waffen in den nächsten Jahren noch steigen werden. Schon jetzt wollen mehr Frauen als früher Selbstverteidigungswaffen haben. Sieben bis acht Pfeffersprays verkauft sie mittlerweile pro Tag in dem Laden zwischen Parfümerien und Nobelboutiquen. ?Die Frauen haben Angst?, sagt sie.

Barbara Michalek vom Wiener Frauennotruf ist überzeugt, dass es keinen hundertprozentigen Schutz vor Gewalt gibt. Die Sozialarbeiterin versucht trotzdem, mit ihren Klientinnen Strategien zu erarbeiten. ?Wir raten zu Utensilien, die die Frauen selbst nicht verletzen können, wie die Alarmpiepser. Sie bergen nicht die Gefahr in sich, dass die Waffen gegen die Frauen selber verwendet werden können, wenn sie ihnen der Täter zum Beispiel aus der Hand reißt.? Das Selbstgefährdungsrisiko für die Frauen soll so minimal wie möglich bleiben. ?Wichtig ist für uns zu erarbeiten, wie sich Frauen im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Ressourcen sicher fühlen können?, sagt Michalek.

Zum Schutz vor Gewalt gehören auch spezielle Selbstverteidigungskurse. Dabei stehen die Stärkung des Selbstbewusstseins und das Erlernen von körperlichen Abwehrtechniken im Mittelpunkt. In Wien gibt es ein breites Angebot: Von Kursen mit feministischem Ansatz oder mit Techniken asiatischen Ursprungs, bis zu Schulungen, die von Beamten der Exekutive durchgeführt werden, reicht das Angebot. Die Selbstverteidigungsstunden finden in Frauenzentren, Schulen oder Sporthallen statt.

Melanie Zeller, Selbstverteidigungstrainerin im Verein Drehungen, bringt ihren Kursteilnehmerinnen bei, sich mit den Waffen des eigenen Körpers zu verteidigen: ?Die Frauen sollen lernen, sich selber zu schützen und abzugrenzen. In den Kursen wird geübt, was sich die Frauen selbst auch trauen. Das kann schreien, sich rausdrehen, rücklaufen oder hinschlagen sein.? Alles Dinge, die einfacher zu erlernen sind als die Handhabung einer Waffe. Frauen, die das Bedürfnis hätten, eine Waffe mit sich zu tragen, seien aber ohnehin in der ?eindeutigen Minderheit?, sagt Zeller. Sie hat beobachtet, dass die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen steigt: ?Frauen sind verunsichert, haben Ängste und möchten durch das Selbstverteidigungstraining gestärkt werden.?

Dass es beim Training dann ab und zu auch nach Schweiß stinkt, ist weniger verwunderlich als im Waffengeschäft Seidler in der Heiligenstädter Straße. In dem von Männern dominierten Laden ist übrigens mittlerweile auch eine Kundin aufgetaucht ? allerdings nur als Begleitung ihres Sohnes, der ein altes Gewehr überprüfen lassen will.

http://www.falter.at/web/print/detail.php?id=652

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Leute wie oft den noch, keine Bildverlinkung anderer Seiten, das ist Trafikklau und ist Strafbar, kann unter Umständen einige Tausend Euro kosten, da nützt es nichts wenn Ihr brav den Link dazuschreibt. PDT_Armataz_01_20

Das Forum hat eine Attachmentfunktion wo man Bilder auf meinen Server uppen kann. !!!!

Wie es geht ist hier ausführlich beschrieben.

http://www.waffenboard.de/viewtopic.php?t=3299

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